Neben der Klimabilanz spielen Energiemanagement und die Suche nach energetischen Alternativen heute eine zentrale gesellschaftliche Rolle. Einen Beitrag zur dringend benötigten Energiewende kann der Wirtschaftsbereich Logistik leisten. Das Potential liegt hier nämlich nicht nur in der Effizienz- und Klimaoptimierung von Lieferketten, Transporten und Gebäuden – vielmehr bieten die großflächigen Logistikareale- und Immobilien selbst Möglichkeiten zur Energiegewinnung, und zwar u.a. durch Solar- und Windkraft. Logistik kann somit zur Versorgung beitragen, wovon sowohl Nutzer/innen als auch Kommunen profitieren.
Logistikimmobilien als Energiequelle – mehrere Millionen Quadratmeter Fläche für Solarpanels
Jährlich entstehen mehrere Millionen Quadratmeter an Logistikimmobilien-Gebäudefläche in Deutschland. Die ausgedehnten Dach- und Fassadenflächen bieten dabei ausreichend Platz zur Unterbringung tausender Solar-Panels pro Immobilie. Mit Photovoltaik ausgestattet können diese eine Menge an Energie produzieren, die weit über den Eigenbedarf der Immobilie hinausgeht, so dass der Überschuss ins öffentliche Netz einfließen kann. Allein im Neubaubereich ist das Potential für einen Beitrag zur Energiewende beträchtlich, möglich ist aber auch die Aufrüstung des Gebäudebestandes.
„Eine Faustformel zur Berechnung der maximalen Anlagenleistung von Photovoltaik geht von einem Kilowatt-Peak pro zehn Quadratmeter Fläche aus“, erläutert Alexander Nehm, Professor für Logistik an der DHBW Mannheim. „Ich gehe davon aus, dass etwa 100 Mio. Quadratmeter neue Logistikfläche in den letzten zwanzig Jahren entstanden sind. Würde man allein diese Immobilien mit Photovoltaik ausstatten, läge die erzielbare Leistung folglich bei etwa 10 Terrawattstunden pro Jahr. Das sind knapp zwei Prozent des Nettostromverbrauchs in Deutschland.“
Neben Photovoltaik sind großflächige Gewerbeparks ebenso geeignete Standorte für Windräder, zumal diese eine sehr geringe Bodenfläche für sich beanspruchen. Weitere Technologie wie Blockheizkraftwerke, Wasser-Wärmepumpen und Geothermie unterstützen die Energiewende zusätzlich. Frauke Heistermann, Sprecherin der Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ beschreibt die Chance, die Logistikstandorte für Kommunen bieten können: „Das Thema Energieversorgung spielt für die Kommunen nun in der bevorstehenden Neuausrichtung eine zentrale Rolle. Statt im großen Stil Grünflächen für Photovoltaik heranzuziehen, bieten Logistikbestandsimmobilien ideale Voraussetzungen. Bei Neubauten gehört sie ohnehin bereits überwiegend zum Standard. Logistikstandorte werden also künftig nicht nur einen Beitrag zur Warenversorgung, sondern auch zur Versorgung mit grüner Energie leisten.“
Engagement der Logistik: Dialog etablieren, Perspektiven aufzeigen
Die Tendenz bei Entwickler/innen und Nutzer/innen zeigt klar in Richtung Nachhaltigkeit. Dies zeigt auch der Logix Award, den die Initiative Logistikimmobilien (Logix) alle zwei Jahre für herausragende Logistikimmobilien-Projekte vergibt. Die vier Finalist/innen des Jahres 2021 zeichneten sich allesamt durch besondere Maßnahmen in puncto Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und soziale Aspekte in der Gebäudekonzeption aus.
Wie weit in Richtung „grünes“ Gebäude gegangen wird, entscheidet die Auswahl der jeweiligen Nachhaltigkeitsbausteine – von der Photovoltaikanlage auf dem Dach über E-Ladesäulen für PKW, Zisternen zur Regenwassernutzung sowie Dach- und Fassadenbegrünung bis hin zur Wildblumenwiese im Außenbereich.
Ausführliche Informationen zu Nachhaltigkeitsbestrebungen im Wirtschaftsbereich Logistik gibt es im Themenheft „Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit in der Logistik“.