Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt angespannt, ökonomische Unwägbarkeiten durch die aktuelle Weltlage tun ihr Übriges. Die Wirtschaftsmacher fordern: „Wir können diese Entwicklung nicht aussitzen, denn wer heute nicht ausbildet, dem fehlen morgen noch mehr Fachkräfte.“
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt bleibt weiterhin angespannt, die Zahl der gemeldeten Bewerber/innen für Berufsausbildungsstellen stagniert. Das geht aus einer aktuellen Analyse des Statistischen Bundesamts hervor: Demnach haben 2021 lediglich 0,3 Prozent mehr Menschen in Deutschland einen neuen Ausbildungsvertrag in der dualen Berufsausbildung abgeschlossen als im Vorjahr. Einige Bundesländer wie Baden-Württemberg meldeten sogar einen historischen Tiefstand. Prognosen für dieses Ausbildungsjahr, das am 1. August startet, sind laut Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durch erhebliche Unsicherheiten wie den Krieg in der Ukraine und den damit nur bedingt prognostizierbaren ökonomischen Auswirkungen schwer zu treffen. „Die Lage wird immer dramatischer, und wir müssen als drittgrößter Wirtschaftsbereich hierzulande einfach mehr unternehmen, um eine Ausbildung in der Logistik für junge Menschen interessant zu machen“, erklärt Wirtschaftsmacher-Sprecherin Frauke Heistermann. „Wir können diese Entwicklung nicht aussitzen, denn wer heute nicht ausbildet, dem fehlen morgen noch mehr Fachkräfte.“
Ausbildungsmarkt in Deutschland 2018-2021, Quelle: Bundesagentur für Arbeit
2018/19: 511.799 gemeldete Bewerber/innen, 53.137 unbesetzte Ausbildungsstellen
2019/20: 472.981 gemeldete Bewerber/innen, 59.948 unbesetzte Ausbildungsstellen
2020/21: 433.543 gemeldete Bewerber/innen, 63.176 unbesetzte Ausbildungsstellen
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Situation bei Berufskraftfahr/innen weiter verschärft. Laut Statistischem Bundesamt ist der Anteil der Altersgruppe 55 plus unter den Lkw-Fahrer/innen mit 35 Prozent deutlich höher als unter den Erwerbstätigen insgesamt (25 Prozent). Die Quote der unter 25-jährigen Berufseinsteiger/innen liegt in diesem Bereich dagegen bei lediglich drei Prozent. Unter allen Erwerbstätigen machen die unter 25-Jährigen dagegen laut der Statistiker knapp zehn Prozent aus. Wie stark ein akuter Mangel an geschultem Fachpersonal in der Logistik die Gesamtwirtschaft treffen kann, zeigte zuletzt Großbritannien, dass durch die Einschränkung der EU-weiten Freizügigkeit im Zusammenhang mit dem Brexit gleich tausende Berufskraftfahrer/innen aus dem Ausland verlor. Plötzlich fehlte Tankstellen der Treibstoff, Supermarkregale blieben leer.
Offene Stellen gibt es aber auch in anderen Bereichen der Lieferkette. Fachlagerist/innen und IT-Fachkräfte werden ebenfalls händeringend gesucht. Mittlerweile gibt es neben 110 Logistik- und logistiknahen Studiengängen rund 200 Ausbildungsberufe, die Logistikinteressierte erlernen können.
Für die Image-Initiative Wirtschaftsmacher bedeutet dies vor allem viel Aufklärungsarbeit. Sie konzentriert sich in diesem Jahr darum verstärkt darauf, Karrierechancen in der Logistik aufzuzeigen, geht mit zahlreichen Themenheften in Bereichen wie Digitalisierung, Innovation oder auch Nachhaltigkeit für ein breites Publikum in die Tiefe und entkräftet in einer Social-Media-Kampagne landläufige Vorurteile über den Wirtschaftsbereich. Das Ziel: besser darüber informieren, wie vielfältig die Jobmöglichkeiten in der Logistik sind und welche Aufstiegschancen es gibt. „Jetzt gilt es: Wir müssen als Wirtschaftsbereich alles dafür tun, junge Menschen von der Logistik zu überzeugen und sie und für ihre zentrale Rolle in der Versorgung zu begeistern. Wir müssen Thema Fachkräftemangel proaktiv angehen. Sich zu beklagen, dass wir in der Logistik nicht genug qualifizierte Leute finden, hilft niemandem weiter. Gefragt sind dabei auch Initiativen der Unternehmen, um gezielt für Nachwuchs zu werben. Dazu gehören ebenfalls attraktive Arbeitszeitmodelle in den Bereichen, wo es möglich ist, eine leistungsgerechte Vergütung und in einigen Bereichen auch eine Prämie für die Vertragsunterzeichnung. Nur damit und in Verbindung mit einer kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit haben wir eine Chance, die Abwärtsspirale beim Thema Ausbildung in der Logistik zu durchbrechen“, erklärt Frauke Heistermann.