Die Zahl der neuen Ausbildungsverträge erreicht im Jahr 2021 nach aktueller wissenschaftlicher Prognose einen neuen Tiefstwert. Während viele Arbeitgeber trotz der aktuellen „Ausbildungsoffensive“ der Bundesregierung keine neuen Auszubildenden einstellen wollen, bietet der Wirtschaftsbereich Logistik mit rund 200 Ausbildungsberufen eine Vielzahl an spannenden Beschäftigungsmöglichkeiten mit Zukunft. Denn die wirtschaftliche Bedeutung der Logistik nimmt auch nach der Corona-Pandemie weiter zu. Nachwuchskräfte sind dringend gesucht.
Der Lehrstellenmarkt soll zum kommenden Herbst einen weitaus größeren Einbruch als 2020 verzeichnen. Nach aktueller Prognose des Berliner Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (Fibs) wird die Zahl der neuen Ausbildungsverträge im Jahr 2021 auf etwa 400.000 fallen. Im Vergleich zu 2020 wäre dies ein Rückgang um 100.000 Lehrlinge – und die niedrigste Zahl seit 1976. Wesentlicher Treiber für den Einbruch im Lehrstellenmarkt ist die Corona-Pandemie. Bereits zum Jahresende 2020 hatten Ausbildungsbetriebe berichtet, stark darunter zu leiden. Nach einer aktuellen Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) will jeder zehnte der ausbildungsberechtigten Betriebe im kommenden Ausbildungsjahr weniger Lehrstellen anbieten – oder sogar ganz auf die Ausbildung junger Menschen verzichten.
Die nun gestartete „Ausbildungsoffensive“ der Bundesregierung soll im zweiten Corona-Jahr Anreize für Ausbildungsbetriebe schaffen. Geplant ist die Verdopplung der bestehenden Ausbildungsprämie von 2.000 Euro auf 4.000 Euro pro Jahr. Betriebe, die ihre Ausbildungskapazitäten sogar ausbauen, sollen einen Zuschuss von 6.000 Euro erhalten. Förderberechtigt sind nun Betriebe mit bis zu 499 Beschäftigten statt der ursprünglichen 249.
Logistik: Große Vielfalt an Ausbildungsberufen mit Zukunft
Auch in der Covid-19-Krise, wo Politik, Wirtschaft und viele junge Menschen ohne Ausbildungsperspektive unter den Auswirkungen leiden, bietet die Logistik eine Vielzahl spannender Beschäftigungsmöglichkeiten mit Zukunftspotenzial. Nach der Automobilbranche und dem Handel ist Logistik mit einem Gesamtumsatz von ca. 268 Mrd. Euro im Jahr 2020 (Schätzung des Expertenkreises „Die Logistikweisen“) der drittgrößte Wirtschaftsbereich Deutschlands – vor der Pandemie waren sogar fast 280 Mrd. Euro prognostiziert. Mit mehr als 3 Mio. Beschäftigen ist der Bereich Logistik einer der wichtigsten Arbeitgeber. Laut Untersuchung der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply-Chain-Services (SCS) von 2018 belief sich das Beschäftigungswachstum allein in den vergangenen zehn Jahren auf über 24 Prozent.
Dabei sind nicht nur die Aufgaben, Prozesse und Anwendungsbereiche in der Logistik vielfältig, sondern auch ihre Beschäftigungs- und Karrieremöglichkeiten. Diese haben sich aufgrund der zunehmenden Dynamik des Wirtschaftssektors weithin ausdifferenziert. 65 Prozent aller Logistikbeschäftigten arbeiten in Branchen wie dem Handel oder der Industrie und kommen dadurch mit vielen Facetten der Logistik in Berührung. Gerade weil die Logistik eine Querschnittsfunktion ist, die sich durch fast alle Branchen und Segmente zieht, erfordert sie Know-how aus mehreren Fachbereichen. Mittlerweile gibt es neben 110 Logistik- und logistiknahen Studiengängen rund 200 Ausbildungsberufe, die Logistikinteressierte erlernen können. Das Angebot an Ausbildungsberufen in der Logistik ist breit und reicht vom Speditionskaufmann oder -kauffrau für KEP-Dienstleistungen (Kurier, Express und Paket) bis hin zu administrativen Aufgaben, der Arbeit mit IT oder Medien. Auszubildende gewinnen im Rahmen ihrer Tätigkeiten oft auch Erfahrungen mit dem internationalen Geschäftsleben.
Logistiker übernehmen Verantwortung
„Als Ausbildungsbetriebe schaffen wir die Fachkräfte von morgen und tragen dazu bei, jungen Menschen eine Perspektive zu bieten in einem spannenden und wachsenden Wirtschaftsbereich“, sagt Marcus Meyer, Leiter Personal bei B+S GmbH Logistik und Dienstleistungen. Das Unternehmen aus dem Teutoburger Wald ist auf die schnelle und kundenspezifische Implementierung komplexer Logistik-Anwendungen spezialisiert und bietet eine Vielzahl an Ausbildungsberufen an, unter anderem zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistungen oder zur Fachkraft für Lagerlogistik. „Wir sind immer auf der Suche nach neugierigen und engagierten jungen Menschen, die sich für die vielschichtige Logistikwelt begeistern.“
Auch der Anbieter von Transport- und Lagerdienstleistungen inTime Express Logistik GmbH bildet jedes Jahr aus. Im Sommer 2021 will das Unternehmen allein 12 Azubis in den Bereichen Spedition und Logistikdienstleistung sowie Fachinformatik für Systemintegration und Anwendungsentwicklung einstellen. „Wir wollen neben dem dualen Studium auch die Ausbildung fördern und mit der Verbindung von Theorie und Praxis für die Logistik und ihre Leistungen begeistern. Die Beschäftigungsmöglichkeiten werden durch die zunehmende Bedeutung von Digitalisierung und moderner Technologie immer bunter, da ist für jeden etwas dabei“, erklärt Gerd Röttger, Geschäftsführer von inTime.
Wirtschaftliche Bedeutung wächst weiter
Dabei ist der Bedarf nach engagierten Nachwuchskräften im gesamten Wirtschaftsbereich nach wie vor hoch und dürfte auch in Zukunft weiter steigen. Denn die Bedeutung und systemrelevante Funktion der Logistik für die Versorgung von Produktion, Handel und Bevölkerung nimmt zu. Ein wesentlicher Treiber ist das sich verändernde Konsum- und Kaufverhalten der Menschen. So ist der E-Commerce zu einem immer stärker wachsenden Wirtschaftssegment geworden und für viele moderne Konsument/innen nicht mehr wegzudenken. 2020 betrug der Gesamtumsatz im Onlinehandel über 83 Milliarden Euro, der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) erwartet für 2021, dass der Onlinehandel mit Waren und Dienstleistungen die 100-Milliarden-Euro-Marke überschreiten wird. Dieser Boom des Onlinehandels hängt wesentlich von der zuverlässigen logistischen Abwicklung der bestellten Waren in Form von Lagerung, Transport, Kommissionierung und Retourenmanagement ab. Für die anspruchsvollen Aufgaben braucht es kompetentes Fachpersonal, das Logistikdienstleistungsunternehmen jedes Jahr gezielt durch Ausbildungsprogramme fördern.
Auch die 2018 gegründete Initiative „Die Wirtschaftsmacher “ macht sich für den Arbeitgeber Logistik stark. „Logistik ist für jede Gesellschaft und Volkswirtschaft von hoher Bedeutung – ohne sie funktioniert nichts. Aufgrund ihrer Vielfalt bietet sie einen bunten Strauß an Beschäftigungsmöglichkeiten für Wechselwillige aber auch und gerade für junge Menschen in den Bereichen IT, Medien, Planung, Produktion aber auch Beratung. Dies gilt auch für Frauen, deren fachliche und persönliche Fähigkeiten immer stärker gefragt sind“, erklärt Frauke Heistermann, Sprecherin der Initiative „Wirtschaftsmacher“.
Auf ihrer Website sowie auf den einschlägigen Social-Media-Kanälen stellen „Die Wirtschaftsmacher“ viele Informationen für interessierte Nachwuchskräfte zur Verfügung, unter anderem Berufs- und „Logistikhelden“-Profile. Am Tag der Logistik am 15. April 2021 startet eine eigene Digital-Kampagne. Mehr Infos gibt es dazu auf der Seite https://die-wirtschaftsmacher.de/videos. Der Tag der Logistik wird jedes Jahr von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) initiiert, Unternehmen und Organisationen aus Industrie, Handel und Dienstleistung bieten Einblick in ihre Betriebe. Auch Logistik-Institute nehmen teil und stellen Forschungsprojekte vor, Bildungsinstitute präsentieren ihre Angebote. Das Programm gibt es unter www.tag-der-logistik.de.
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