Frische Erdbeeren zu jeder Jahreszeit, knackiger Salat ohne Umwege: Die Digitalisierung macht‘s möglich. Sensoren, intelligente Routenplanung und Echtzeit-Daten sorgen dafür, dass temperaturempfindliche Waren sicher und schnell ans Ziel kommen – und dabei weniger Frischewaren verderben als je zuvor. Wie Nullen und Einsen ins Frischeregal führen und warum der Mensch dabei nach wie vor wichtig ist, erklärt Sarah Lemmermann, Betriebsleiterin am Logistikstandort Sottrum und Leiterin Projekte, Prozesse & Logistikverwaltung in der Logistik-Region Nord bei REWE.
Es ist noch nicht so lange her, als das Meiste in der Lebensmittellogistik manuell ablief – 20 Jahre vielleicht. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Lager gingen durch die Regalreihen, notierten, was fehlte, und bestellten telefonisch nach. Heute funktioniert das anders. Digitale Systeme erfassen sekündlich, welche Produkte aus dem Regal gekauft werden und was folglich nachbestellt werden muss. Sie wissen genau, welcher Supermarkt bis 18:00 Uhr beliefert sein muss – und planen die Touren von diesem Ziel ausgehend rückwärts. „Wo früher Menschen durch Lagerhallen liefen und Listen abhakten, steuert heute das System automatisch den Nachschub, indem es erkennt, welche Artikel fehlen, und dann dafür sorgt, dass sie rechtzeitig kommissioniert werden“, erklärt Sarah Lemmermann. Der entscheidende Unterschied: Früher wurden Bestände nur einmal pro Nacht aktualisiert. Heute passiert das in Echtzeit, Sekunde für Sekunde.
Weniger Verschwendung, mehr Verfügbarkeit
Ein besonders wichtiger Effekt der Digitalisierung: Die Lebensmittelverschwendung wird drastisch reduziert. Das gelingt, indem intelligente Systeme die Restlaufzeit jedes einzelnen Produkts überwachen. Nähert sich ein Artikel seinem Mindesthaltbarkeitsdatum, schlägt das System Alarm. „Die Logistik kommuniziert dann mit dem Einkauf, und die Ware wird gezielt an Märkte verteilt, die sie noch rechtzeitig verkaufen können – abhängig von Größe, Umsatz und Sortiment des jeweiligen Standorts“, erläutert Sarah Lemmermann. Frische Lebensmittel, die nicht mehr verkauft, aber noch bedenkenlos verzehrt werden können, spendet REWE täglich an die jeweilige Tafel vor Ort. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet der Lebensmittelhändler dazu bereits mit der gemeinnützigen Hilfsorganisation deutschlandweit zusammen. Gleichzeitig steigt die Warenverfügbarkeit, weil die Nachschubsteuerung präziser arbeitet – die Kunden finden somit schneller genau das, was sie suchen.
Der Aha-Moment: Wenn Daten sprechen
Ein echter Gamechanger ist aus Sicht von Sarah Lemmermann das Thema Analysen. So setzt REWE beispielsweise digitale Tools ein, die Daten aus verschiedenen Quellen zusammenführen und schnelle Auswertungen ermöglichen. Damit lassen sich dann Muster erkennen: Welche Produkte laufen in welchen Filialen besonders gut? Wo gibt es Engpässe und wo besonders hohen Bedarf? Welche saisonalen Faktoren spielen eine Rolle? „Wo wir früher nur mithilfe von großen Tabellen am Monatsende zurückblicken konnten und dann selbst Schlüsse ziehen mussten, haben wir solche wichtigen Daten heute viel schneller zur Hand und können damit gezielt steuern, statt nur zu reagieren“, betont Sarah Lemmermann. „Für mich markiert das in meiner zehnjährigen Tätigkeit in diesem Bereich einen wichtigen Aha-Moment in Bezug darauf, wie uns die Digitalisierung in der Lebensmittellogistik massiv voranbringt.“
Ein großes Plus für alle
Was bleibt, ist die Erkenntnis: Digitalisierung in der Frischelogistik bedeutet nicht nur schnellere Prozesse und weniger Fehler. Sie verändert die gesamte Wertschöpfungskette – vom Erzeuger bis zum Verbraucher. Weniger Lebensmittel werden verschwendet, weil Systeme mitdenken und Restlaufzeiten im Blick behalten. Kunden finden zuverlässiger, was sie suchen, weil die Warenverfügbarkeit steigt. Und Supermärkte werden punktgenau beliefert, sodass die Frische jederzeit stimmt.
Am Ende profitieren alle: Die Umwelt, weil weniger Ressourcen verschwendet werden. Die Unternehmen, deren Prozesse effizienter ablaufen. Und die Verbraucher, weil mehr Frische und Qualität auf dem Teller landen. Die digitale Transformation der Lebensmittellogistik ist damit nicht nur ein technischer Fortschritt – sie ist ein Beitrag zu einem nachhaltigeren und verlässlicheren Alltag.