Hochschule Heilbronn

Studienprojekte für die Zukunft der Logistik

Wie verpackt man Waren nachhaltig und effizient? Unter welchen Voraussetzungen kann ein KI-Roboterarm Waren montieren? An der Hochschule Heilbronn lösen Logistikstudierende konkrete Fragestellungen aus der Berufspraxis.

Logistik studieren ist nicht nur langweilige Theorie – das zeigt die Hochschule Heilbronn mit ihrem Studiengang BEL (Business Engineering Logistics). Im sechsten Semester können Studierende im Rahmen von Praxisprojekten aktuelle Fragestellungen der Logistik bearbeiten, entweder gemeinsam mit einem Unternehmen oder im universitätseigenen KI-Labor. Auf dem „7. Innovators-Pitch“ am 27. Juni 2024 präsentierten sechs Studierendengruppen ihre Ergebnisse – wir stellen einige Highlights vor.

Standardisierte Verpackungen schonen Umwelt

„Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf Weltreise, und an jedem Flughafen müssen Sie Ihr Gepäck in einen neuen Koffer packen. Da hätte ich keine Lust drauf.“ Mit diesen Worten eröffnete die Studiengruppe des Projekts „Alfred Kärcher SE & Co. KG – Standardisierung von Kleinladungsträgern in der Intralogistik“ ihre Präsentation. Ihr Projekt: Als internationales Unternehmen versendet Kärcher Güter zwischen verschiedenen Standorten, die unterschiedliche Verpackungen benutzen. So geht unnötig Zeit für Umpackprozesse verloren. Außerdem muss Leergut, das vor Ort nicht genutzt werden kann, zum ursprünglichen Standort zurücktransportiert werden – auf Kosten von Zeit und Umwelt.
Die Studierenden präsentierten deshalb ein Konzept zur Standardisierung der Behälter an zwei Standorten des Unternehmens. Dafür entsorgt der kleinere Standort seine alten Behälter und implementiert die Masterbehälter, die an dem größeren Standort gängig sind. Die Rechnung der Projektgruppe zeigt: Nach einer einmaligen Investition von knapp 23.000 Euro lohnt sich das Vorhaben für Kärcher finanziell schon nach 21 Tagen. Langfristig erhoffen sich die Studierenden, dass auch auf globaler Ebene mehr Filialen ihre Verpackungen standardisieren und so erheblich die Umwelt entlasten.

Cobots in Logistikprozessen

Umweltschutz ist aktuell nicht die einzige Baustelle der Logistik. Es ist absehbar, dass in den nächsten Jahren immer mehr Arbeitskräfte in Rente gehen und die offenen Positionen nur schwer nachzubesetzen sind. Zu dem allgemeinen Mangel an ausgebildeten Fachkräften kommt hinzu, dass viele Prozesse in der Logistik mit körperlicher Belastung einhergehen (z. B. dem Tragen schwerer Waren) und von repetitiven Prozessen geprägt sind, die Mitarbeitende schnell unterfordern. Abhilfe für diese Probleme versprechen Cobots (aus dem Englischen: collaborative robots), die diese Arbeitsschritte übernehmen können. Gleich zwei der Studierendengruppen befassten sich mit dem Thema.

Die erste der Gruppen erarbeitete eine Strategie, wie Cobots bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG in verschiedene Arbeitsschritte integriert werden können. Dafür erfassten die Studierenden zunächst die Ausgangssituation: Verschiedenste Artikel, teilweise verpackt und teilweise unverpackt, müssen von dem Cobot erkannt, gegriffen und sortiert werden. Ausgehend davon verglichen sie verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Greiftechniken. Schließlich sammelten sie die Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, um einen Cobot einzusetzen – beispielsweise sollten die Waren sortiert ankommen und nicht wild durcheinander. Würth ist überzeugt: Verschiedene Cobot-Ansätze werden in den Entwicklungszentren des Unternehmens aufgegriffen und nach und nach in der Praxis umgesetzt.

Die zweite Gruppe zum Thema Cobots entwickelte im KI-Labor der Hochschule Heilbronn Bilderkennungsmethoden, mit denen Cobots in Kommissionierungsprozessen eingesetzt werden können. Mithilfe von künstlicher Intelligenz können die Roboter Farbe, Form und Lage von Objekten bestimmen. So können sie diese greifen und montieren, unabhängig davon, wie sie zugeliefert werden. Der monotone Arbeitsschritt der Ausrichtung von Waren wird damit eingespart, und Logistikprozesse können effizienter stattfinden.

Im Studium die Zukunft bewegen

Andere Themen der Projekte waren 3D-Druck in der Ersatzteilproduktion, realistische Kalkulation der Umweltkosten verschiedener Transportwege und automatische Inventur per Drohne. Ein Großteil der Ergebnisse der Studierenden wird aktuell bei den Unternehmen diskutiert und umgesetzt.

Schon im Studium die Wirtschaftswelt bewegen – das klingt spannend? Du möchtest auch für eine nachhaltigere Zukunft forschen, oder interessierst dich dafür, wie Cutting-Edge-Technologie in der Praxis eingesetzt werden kann? Dann ist ein Logistikstudium genau das Richtige für dich. Mit über 200 Logistikstudiengängen in Deutschland gibt es bestimmt auch einen für dich – schau doch mal bei einer Hochschule in deiner Nähe und bewirb dich!