Für Janina Bechstedt gab es von klein auf nur einen möglichen Beruf: Berufskraftfahrerin. Schon als Kind begleitete sie ihren Stiefvater, der ebenfalls Berufskraftfahrer ist, so oft wie möglich auf seinen Fahrten. So fiel ihr die Antwort auf die Frage „Was kommt nach der Schule?“ im Sommer 2022 gar nicht schwer und führte sie zur Ausbildung bei der Seifert Logistics Group.
Der LKW-Führerschein stand als erster Ausbildungspunkt auf dem Programm. Währenddessen immer an ihrer Seite: ihr Kollege, der sie während ihrer Ausbildung betreut. Er zeigte ihr, wie man richtig an Rampen heranfährt, wie man die Spiegel bestmöglich im Blick behält und wie die Ladung gesichert wird. Nach einem halben Jahr war es dann so weit, Janina durfte die ersten Fahrten selbst bestreiten – von nun an ist der Kollege Beifahrer.
Doch im praktischen Teil der Ausbildung – der Janina persönlich besser gefällt als der Berufsschulteil – geht es nicht nur um die reinen LKW-Touren. Damit bei der Fahrt alles rund läuft, ist ein gewisses Verständnis für weitere Aufgaben, die ebenfalls mit dem Transport zu tun haben, sinnvoll. So begleitete Janina Bechstedt eine Woche lang das Dispositionspersonal bei der Arbeit, um zu erfahren, wie Routen geplant und strukturiert werden. Ebenfalls wichtig: die Werkstatt. Hier lernte sie, wie ein LKW aufgebaut ist, welche Fehler und Schäden auftreten können und wie sie sich bei der Beschreibung eines Problems möglichst präzise ausdrücken kann, damit die Mechaniker/innen wissen, worum es geht. Auch im Lager verbrachte sie einige Tage, um mehr über die Ladeprozesse zu erfahren.
Immer freitags wird der Schichtplan für die kommende Woche bekannt gegeben, dann weiß die 21-Jährige, welche Touren anstehen. Ein typischer Arbeitstag startet für sie in der Frühschicht normalerweise gegen 5:00 Uhr morgens. Zum Glück ist der LKW dann schon fertig beladen, so dass sie etwas Zeit einsparen kann. Der Energydrink darf bei der Fahrt dennoch nie fehlen – genauso wie die Fahrerkarte, ohne die sich niemand ans Steuer setzen darf. Die einzelnen Strecken, die Janina und ihr Kollege fahren, sind selten länger als 1,5 Stunden. So reiht sich ein Auftrag an den nächsten, bis es wieder zurück zum/zur Logistiker/in geht. Um die Mittagszeit bleibt dann Zeit für einen Plausch mit den Kolleg/innen – neben dem Fahren schätzt die 21-Jährige diesen Austausch am meisten. Am Schreibtisch verbringt sie den Tag über wenig Zeit. Nur zum Bearbeiten der E-Mails und zum Eintragen der Zeitnachweise geht es ins Büro. „Mein Job in der Logistik hat Zukunft, weil wir die Leute mit allem versorgen, was sie brauchen – ohne uns geht es nicht“, erklärt sie, weshalb sie gerne möglichst viel Zeit auf der Straße verbringt.
Am liebsten möchte Janina nach ihrer Ausbildung Silos fahren. Darin werden Stoffe wie Kunststoffgranulat zur Herstellung von Flaschen transportiert. „Stückguttransporte mag ich nicht so gerne wie Silofahrten, weil die Ladung dort viel kleinteiliger ist, das macht das Be- und Entladen komplizierter“, lacht die 21-Jährige. „Es ist so interessant, auf dem Silo herumzuklettern, mit den Rohren zu hantieren oder den ganzen Reinigungsprozess zu erledigen – das finde ich viel spannender!“, ergänzt sie.
Besonders freut Janina sich darauf, dass sie nach der Ausbildung allein die Musik beim Fahren auswählen darf: „Statt Radio wird dann vermutlich Metal-Musik laufen“, lacht sie. Von den Tagesschichten, bei denen sie jeden Abend zu Hause ist, möchte sie dann jedoch zu den Fahrten im Fernverkehr wechseln – sie ist gespannt darauf, jeden Abend woanders zu verbringen und neue Städte kennenzulernen. Ihr erklärtes Lebensmotto: „Liebe deinen Beruf, und du wirst nie wieder einen Tag arbeiten.“ Das Strahlen auf ihrem Gesicht, wenn sie von Zukunftsplänen und „ihrem“ LKW erzählt, spricht dabei Bände.